Projekt Welt

Soo, ich melde mich nun auch mal wieder aus dem nicht ganz so weihnachtlichen Ghana (bei gefühlten 50 Grad, Sonnenschein und kurzem T-Shirt will die Adventsstimmung dann irgendwie doch nicht so ganz aufkommen), es gibt nämlich wieder Einiges zu berichten! Der letzte Monat war für mich in der Schule sehr spannend, da zwei Mitfreiwillige und ich uns entschlossen, an allen unseren Schulen ein Projekt durchzuführen.
Aber erst einmal von vorne: Uns ist in den vergangenen Monaten immer wieder aufgefallen, dass viele unserer Schüler vom geographischen Aufbau unserer Welt und vom Leben der Menschen außerhalb Ghanas keine wirkliche Vorstellung haben (Man wird dann zum Beispiel gefragt, ob man denn jeden Tag von Deutschland aus mit dem Fahrrad hierher zur Schule fährt oder ob die Menschen in Deutschland auch aufs Klo gehen…😉). Deswegen beschlossen wir, an unseren Schulen ein Projekt zum Thema „Welt“ durchzuführen, bei dem wir den Schülern spielerisch ein paar „Basic Facts“ über die verschiedenen Kontinente und Klimazonen, die Größenverhältnisse auf unserer Erde und unser Leben in Deutschland vermitteln wollten.

 

Gesagt, getan: Nach ein paar Besprechungen hatten wir das Grundgerüst für unser Projekt fertig und starteten an der Glovo Academy, der Schule, die von unserem Projektleiter Williams gegründet wurde. Eine Woche lang verbrachten wir dort je einen Tag in den verschiedenen Klassen und merkten schnell, dass die Schüler mit viel Interesse und Freude bei der Sache waren. Danach ging es für eine Woche an meine Schule und die letzte Woche verbrachten wir an der Carolina International  School. Gerade die etwas älteren Schüler hatten viele Fragen an uns, die wir (unter Zusammentragens unseres gesamten Geographie-Schulwissens) bestmöglich beantworteten.
In manchen Klassen hatte ich das Gefühl, dass sich bei den Schülern über die Jahre viele Fragen „angestaut“ hatten, die dann in unserer Fragestunde nur so heraussprudelten.

Eine gewisse Herausforderung war es allerdings für uns, die Schüler dazu zu bringen, im Team zu arbeiten. So teilten wir die Klassen in verschiedene „Kontinent-Gruppen“ auf, in denen sie über den Tag bei Quizfragen oder durch Mitarbeit Punkte sammeln konnten. Dabei stellten wir jedoch fest, dass sich die Schüler meistens nicht in den Teams absprachen, sondern sich jeder einzeln meldete. Das liegt vermutlich daran, dass in der Schule mit den Kindern relativ wenig Gruppenarbeit gemacht wird (ich spreche natürlich wieder nur von meinen persönlichen Beobachtungen!) und die Schüler auch eher dazu erzogen werden, das Beste für sich selbst herauszuholen. Das machte diesen Teil des Projekts dann natürlich teilweise etwas schwierig, aber andererseits konnten wir den Schülern so auch mal eine andere Art des Arbeitens zeigen.

 

Besonders spannend fand ich auch, dass unsere drei Schulen sich ziemlich voneinander unterscheiden und wir somit an jeder Schule etwas anders an die Sache herangehen mussten. So mussten wir z.B. an der Glovo Academy (einer relativ kleinen Privatschule mit teilweise nur zehn Schülern pro Klasse) die Schüler beim Quiz oder beim Singen noch etwas motivieren, während wir an meiner Schule (eine staatliche Schule mit bis zu 82 Schülern pro Klasse) zum Teil mit der Lautstärke der vielen Schüler zu kämpfen hatten. Auch was die englische Sprache angeht, unterscheiden sich unsere Schulen ziemlich: Musste die Lehrerin für die zweite Klasse meiner Schule noch fast alles auf Fanti übersetzen (Falls jetzt jemand mit den Sprachen verwirrt ist: Twi ist die Sprache, die fast alle Bewohner der Central Region sprechen, Fanti so eine Art Dialekt, der hier in Swedru meistens gesprochen wird), mussten wir an der Carolina International School (einer etwas exklusiveren Privatschule mit ziemlich gutem Ruf) schon auf etwas anspruchsvolleres Englisch zurückgreifen, um die neugierigen Fragen der Zweitklässler zu beantworten.  

 

Insgesamt erhielten wir für das Projekt aber durchaus positives Feedback und sowohl die Schüler als auch wir haben, glaube ich, viel dazugelernt. Auch jetzt kommen teilweise noch Schüler aus den höheren Klassen zu mir und fragen mich Dinge über Deutschland und die Welt und ich musste auch vor Kurzem sehr schmunzeln, als meine Drittklässler auf einmal selbstständig anfingen, unseren „Kontinent-Song“ zu singen. Alles in allem bin ich froh, dass wir das Projekt so gut auf die Beine stellen konnten und ich hoffe auch, dass die Schüler daraus noch etwas für die Zukunft mitnehmen können.

 

So, das war’s jetzt auch erst einmal wieder mit diesem Bericht, an meiner Schule haben nämlich diese Woche die „Exams“ angefangen (die Exams werden am Ende jedes „Terms“ in jedem Fach geschrieben und sind mit deutschen Klausuren vergleichbar) und ich muss gleich wieder weiterkorrigieren…😉

Im nächsten Blogeintrag werde ich dann auch einmal von meinen Reisen berichten und wünsche allen bis dahin eine schöne Adventszeit (die ich am Strand unter Palmen verbringen werde…😉)

 

 

Bis bald, eure Anna

 

  

Hier wie immer ein paar Bilder:

Beim Unterrichten an der Glovo Academy

Die Schüler zeigen stolz ihre Kontinent-Schilder

Kontinentenpuzzle: Meine Drittklässler beim "Nachstellen" der Weltkarte

Da wird's laut: 78 der 82 Sechstklässler an meiner Schule