Neues aus Agona Swedru

Hallöchen, ich melde mich mal wieder aus Ghana! Tut mir leid, dass es mit diesem Blogeintrag so lange gedauert hat; es gab leider so einige technische Probleme, sodass ich den Bericht erst jetzt hochladen konnte. 

 

Die Zeit seit meinem letzten Blogeintrag habe ich vor allem damit verbracht, mich an meiner Schule etwas mehr einzuleben und meinen Platz dort zu finden. Ich bin nach wie vor hauptsächlich in der dritten Klasse, allerdings hat eine der beiden anderen Lehrerinnen dort auch nur eine Art soziales Jahr abgeleistet, das sie vor ein paar Wochen beendet hat. Seitdem sind wir nur noch zwei Lehrerinnen in der Klasse (mit mittlerweile 55 Kindern), was natürlich mehr Arbeit bedeutet. So korrigiere ich jetzt meistens alle Hausaufgaben und die „Class Work“, eine Art Test, den die die Schüler am Ende jeder Stunde machen. Außerdem unterrichte ich mittlerweile neben „Natural Science“ auch „Creative Arts“, ein Fach vergleichbar mit einer Mischung aus Kunst- und Musikunterricht an deutschen Schulen. Letzte Woche habe ich zudem angefangen, ein paar Schülern der fünften Klasse „Lesenachhilfe“ zu geben, da auch dort manche noch nicht wirklich lesen können. Das Unterrichten ist nach wie vor eine gewisse Herausforderung und ich merke auch immer wieder, dass es doch einfach ein paar kulturelle Unterschiede zwischen mir und den Schülern bzw. Lehrern gibt, aber ich gewöhne mich immer mehr an das Schulsystem und es gibt für mich auch immer wieder kleine „Glücksmomente“.
Einer dieser Momente war zum Beispiel die eigentlich normale Englischstunde, in der auf einmal ein paar ältere Schüler Schulbänke in das Klassenzimmer getragen haben. Was von deutschen Schülern relativ gleichgültig aufgenommen worden wäre (zumal es nicht einmal neue Schulbänke waren), löste in meiner Klasse einen ca. halbstündigen Begeisterungssturm aus, bei dem die Schüler ihre Freude lautstark durch Trommeln (auf den Schulbänken), Singen (bzw. Kreischen) und Tanzen zum Ausdruck brachten. Zu sehen, wie sich die Schüler über etwas für mich so Selbstverständliches so gefreut haben, hat mir in so manchen Dingen in puncto Dankbarkeit noch einmal eine andere Perspektive gegeben und ich habe mich gerne von der Ausgelassenheit der Kinder anstecken lassen.
Ein weiterer dieser Momente war für mich der Morgen, an dem ich festgestellt habe, dass ich nun wirklich jedem Kind in meiner Klasse einen passenden Namen zuordnen kann; etwas, das mir am Anfang noch ziemlich unmöglich erschien. Auch mit der Verständigung zwischen mir und den Schülern klappt es mittlerweile schon um Einiges besser als am Anfang und ich bin wirklich erstaunt, wie schnell sich die Kinder an mein Englisch (oder ich mich auch vielleicht ein bisschen an Ihres) gewöhnt haben. Musste meine Klassenlehrerin am Anfang in meinen Unterrichtsstunden fast alles noch einmal auf Twi erklären, ist das jetzt nicht mehr so oft der Fall und wenn ich einzelnen Kindern beim Korrigieren ihrer Aufgaben etwas erklären will, sehe ich trotz meiner englischen Erklärung immer häufiger die imaginäre Glühbirne über ihren Köpfen aufleuchten
😉.

 

Das Unterrichten im Kindergarten ist für mich alleine ziemlich schwierig, weil die Kinder fast gar kein Englisch sprechen und so weder meine Anweisungen verstehen, noch mich wirklich als Autoritätsperson wahrzunehmen scheinen. Wenn aber eine der ghanaischen Lehrerinnen mit im Raum anwesend ist, machen die Kinder gut mit und wir haben meistens viel Spaß. Auch dort hatte ich vor Kurzem einen meiner „Glücksmomente“, als einige Kinder während des gemeinsamen Mittagessens auf einmal selbstständig anfingen, Lieder aus den Englischstunden anzustimmen (zwar zugegebenermaßen ziemlich schief und teilweise nicht ganz textsicher, aber es hat mir gezeigt, dass sie doch etwas aus den Stunden mitnehmen😉).

 

So ist mein Schulalltag zwar schon teilweise relativ anstrengend (dass die Durchschnittstemperatur jeden Tag bei 30 Grad liegt – Tendenz steigend – macht es auch nicht gerade besser) und ich merke immer wieder, dass ich noch viel lernen muss, aber es gibt eben auch immer wieder solche Momente, die mir zeigen, dass mein Freiwilligendienst die richtige Entscheidung war.

 

An den Wochenenden führe ich dann aber doch meistens wieder ein Tourileben, gehe mit anderen Freiwilligen auf Reisen und bin immer wieder erstaunt, wie vielfältig Ghana ist. Vom Naturerlebnis im Regenwald über das Urlaubsfeeling am Strand bis hin zum Bummeln durch fast westlich aussehende Städte kann man hier fast alles haben und so wird das Reisen definitiv nicht langweilig. Von meinen Reisen habe ich unten noch ein paar Bilder hochgeladen, werde jetzt aber nicht allzu sehr ins Detail gehen, da der Fokus hier ja vor allem auf meinem Freiwilligendienst liegen soll. Falls gewünscht, kann ich aber auch einmal einen extra Blogeintrag zu den Reisen erstellen; wer also Interesse hat, kann mir das gerne über das Kontaktformular mitteilen (einfach oben im Menü auf Kontakt klicken und in das Textfeld schreiben), ich werde dann je nach Rückmeldung entscheiden.

 

Der nächste Blogeintrag wird hoffentlich nicht wieder ganz so lange auf sich warten lassen und bis dahin werde ich noch mehr Eindrücke sammeln, die ich dann wieder hier teilen kann😉

 

 

Bis bald, eure Anna

 

 

Hier wie immer noch ein paar Bilder:

Die dritte Klasse der Primary School - chaotisch aber durchaus liebenswert ;-)
Die dritte Klasse der Primary School - chaotisch aber durchaus liebenswert ;-)
Von links nach rechts: Edwina, Emmanuella, Lydia, Harriet, Stephanie, Ben und Blessing mit ihren (im Creative Arts-Unterricht gebastelten) Armbändern
Von links nach rechts: Edwina, Emmanuella, Lydia, Harriet, Stephanie, Ben und Blessing mit ihren (im Creative Arts-Unterricht gebastelten) Armbändern

Und hier noch ein paar Bilder vom Reisen:

 

Hoch oben im Regenwald: Auf einer Hängebrücke im Kakum Nationalpark, etwa vier Stunden von Agona Swedru entfernt
Hoch oben im Regenwald: Auf einer Hängebrücke im Kakum Nationalpark, etwa vier Stunden von Agona Swedru entfernt
Cape Castle - eine ehemalige Sklavenburg in Cape Coast, der Hauptstadt der Central Region
Cape Castle - eine ehemalige Sklavenburg in Cape Coast, der Hauptstadt der Central Region
Urlaubsfeeling pur: Der Strand von Winneba, einem Städtchen etwa 30 Minuten von Agona Swedru entfernt. Perfekt für eine Abkühlung am Wochenende!
Urlaubsfeeling pur: Der Strand von Winneba, einem Städtchen etwa 30 Minuten von Agona Swedru entfernt. Perfekt für eine Abkühlung am Wochenende!
Beim Trommeln in Accra, der Hauptstadt Ghanas
Beim Trommeln in Accra, der Hauptstadt Ghanas